Burgruine:
Kleine
Chronik:
Ruine LANDSEE
Die
Entstehung der Burg und der Siedlung Landsee ist derzeit nicht
feststellbar. Den Namen Landsee finden wir erstmals genannt im
Traditionsbuche des Stiftes Göttweig (Benediktinerstift
gegenüber Krems). Es heißt da in einer Urkunde vom Jahre 1158,
dass Graf Ekbert III. von Pitten seinem Ministerialen
(Verwalter) Sivrid sein Gut in Fohnsdorf vor seiner Heerfahrt
nach Italien als Salman (Treuhänder) übergibt. In dieser Urkunde
wird unter den Zeugen ein Gotscalcus von Landsee (de Landesehre)
genannt. Auch das Urkundenbuch von Steiermark nennt für das Jahr
1173 einen „Erchenger von Landesehre“, der auch in der
Reimchronik des Dichters und Geschichtsschreibers Ottokar von
Steiermark als „herr Erkenger von Landesehre“ erwähnt wird. Aus
diesem alten Namen haben die Ungarn sicherlich ihren Namen für
die Burg „Landzser“ gebildet.
Wann
die Burg in ungarische Hände überging, kann nicht genau
angegeben werden. In einer Schenkungsurkunde vom Jahre 1222 wird
ein Graf Nikolaus, Sohn des Barcz, als der erste uns bekannte
ungarische Burgherr von Landsee genannt. In einer Urkunde aus
dem Jahre 1425 (die Besitzer der Burg und Herrschaft Landsee
sind die Garai) finden wir die erste dokumentarische Aufzählung
der zur Herrschaft Landsee gehörenden Orte: Landsee, Draßmarkt,
die beiden Pullendorf, Raiding, Neutal, St. Martin, Ober- und
Unterfrauenhaid, Neckenmarkt, Horitschon, Ritzing und noch
einige andere (heute nicht mehr existierende) Dörfer. In der
Folge wechselt Landsee sehr häufig seine Besitzer.
Im
16. Jh. herrscht Gertraud von Weißpriach auf Landsee, die auch
etwas westwärts in der „Buckligen Welt“ Stickelberg bei
Hollenthon und einige weitere Güter besitzt, sodass sie mit
Landsee dem ungar. König, mit ihren übrigen Gütern dem Kaiser
Maximilian von Österreich untertan ist. Gertraud ist eine
eigenwillige, sehr wehrhafte Frau, vor deren Gewalttätigkeiten
sich alle Welt fürchtet, nicht zuletzt auch die Ödenburger, die
den König um Hilfe bitten gegen die Landseer Räuber.
Gefürchtet
war damals der üble Räuber Franz Magusch, der mit Frau
Weißpriach unter einer Decke steckte. Magusch unternahm viele
Raubzüge bis nach Ödenburg und Eisenstadt. Er überfiel vor allem
Kaufleute und nahm ihnen ihre Pferde, Wagen und Waren weg.
Von
den Agendorfern (bei Ödenburg) raubte er einmal etwa 200 Stück
Vieh, trieb die Tiere nach Landsee und ließ sie dort verteilen.
Die „Landesehre“ war ein richtiges Raubritternest geworden.
Im
Jahre 1601 wirkte in Landsee der evangelische Seelsorger Georg
Hartleb aus Tübingen (Deutschland). 1606 schreibt der evangel.
Prediger Georg Muraközy von Landsee aus ein Gesuch an den
Ödenburger Rat wegen einer dortigen Anstellung, da er in Landsee
„wegen so vieler Kriege keinen sicheren Platz hat“.
Im
Jahre 1612 heiratet Nikolaus Esterhazy die junge verwitwete
Burgherrin Ursula Dersffy. Seit dieser Zeit ist nun Landsee im
Eigentum der Esterhazys.
Im
Jahre 1666 befestigte Paul Esterhazy die Burg Landsee und führte
dort verschiedene Neubauten auf (Burgtor 1668), sodass die Burg
damals ihre letzte Gestalt erhielt.
Als
primäre Ursachen bzw. auslösende Faktoren für die allmähliche
Verödung der Burganlage wurden in der bisherigen Literatur meist
zwei einschneidende Ereignisse namhaft gemacht. Einerseits wurde
eine am 11. Juli 1707 erfolgte Pulverexplosion, der 300 Mann der
Besatzung zum Opfer gefallen sein sollen, anderseits ein Brand
des Jahres 1772 für die allmähliche Aufgabe und Verödung der
Burg verantwortlich gemacht.
Felix
Tobler, Eisenstadt, berichtet darüber in:
Burgenländische Heimatblätter Jahrgang 57 (S. 163-173). Der
Titel des Beitrages lautet:
" Der Brand der Burg Landsee und seine
Folgen. Zur Genesis der Burgruine Landsee"
und ist 1995 erschienen :
Auf
Befehl des Palatins Fürst Paul Esterhazy wurde am 22. Juli 1707
eine Untersuchung und Zeugenbefragung durchgeführt. Nachdem 55
Personen befragt worden waren, wird festgestellt: Der Brand ist
am 12. Juli 1707 zwischen 10 und 11 Uhr Vormittag ausgebrochen.
Von einer Pulverexplosion und davon betroffenen Opfern ist im
gesamten Vernehmungsprotokoll nicht die Rede. Die
Zeugen behaupteten durchwegs, dass der Brand an der Kobersdorfer
Seite der Burg, wo sich die Gemächer des Fürsten befanden,
seinen Ausgang genommen hatte. Ergänzend dazu noch die Aussage
zweier Zeugen: der eine wohnte im obersten Teil der Burg und
konnte daher beobachten, wie der Rauch auf der
gegenüberliegenden Seite (an der angeführten Stelle) durch die
Schindeln emporquoll. Der andere wollte sich selbst überzeugen
und war mit zwei weiteren auf den Dachboden gestiegen, sie
konnten aber von der Kapelle aus nicht mehr weiter vordringen,
da bereits der ganze Dachstuhl in Flammen stand.
Beim
Brand war nur ein Menschenopfer - ein Zimmermann, der mit den
beiden vorhin erwähnten die Brandstelle besichtigen wollte und
sich nicht mehr rechtzeitig zurückziehen konnte - zu beklagen.
In
den Jahrzehnten nach 1707 wurde die Burg wiederum soweit instand
gesetzt, dass sie ihren wirtschaftlichen und militärischen
Funktionen wieder vollauf genügen konnte.
Was
nun den angeblichen Brand des Jahres 1772 betrifft, ist zu
sagen, dass es sich dabei um eine Fiktion handelt. Im gesamten
einschlägigen Quellenmaterial der fürstlichen Esterhazyschen
Archive findet sich nicht der geringste Hinweis auf einen Brand
in diesem Jahr. Wäre die Burg 1772 einer „ gewaltigen
Feuersbrunst“ zum Opfer gefallen, so hätte diese quellenmäßig
sicher einen Niederschlag finden müssen. Da dies nicht der Fall
ist, anderseits in den Jahren nach 1772 in den Quellen auch
keine außergewöhnlichen baulichen Maßnahmen bei der Burg gesetzt
wurden, wie sie nach einem größeren Brand wohl sicherlich
durchgeführt worden wären, ist der Brand der Burg im Jahre 1772
mit Sicherheit in das Reich der Fabel zu verweisen. Es wäre
sonst nicht möglich, dass die Burg im Jahre 1781, also neun
Jahre nach der „gewaltigen Feuersbrunst“ sich baulich in
einem halbwegs passablen Zustand befand.
Ein
anderes Faktum bildet die Tatsache, dass bis 1781 einige
Räumlichkeiten der Burg funktionslos geworden waren, daher nicht
mehr benötigt wurden und vom zuständigen Esterhazyschen
Inspektor Paul Eötvös ihre Abtragung vorgeschlagen wurde.
Die
Burg wies zwar zum Teil Schäden an den Dächern und Fußböden auf
und einzelne Gebäude wurden nicht mehr gebraucht – der
wirtschaftliche und administrative Schwerpunkt der Herrschaft
hat sich bereits im Verlauf des 17 Jahrhunderts nach Lackenbach
verlagert - insgesamt befand sich die Burg aber noch in einem
nutzbaren Zustand. An diesem Zustand änderte sich auch bis zum
verheerenden Brand vom 2. Juni 1790 nichts Wesentliches.
Über
diesen Brand berichten zwei fast gleichlautende Schreiben,
welche der Lackenbacher Verwalter Marx Nogal am 3. Juni 1790 an
Inspektor Paul Eötvös und an Fürst Nikolaus I. richtete.
Zusammenfassend
kann man sagen: 1707 wohl ein Brand, aber keine Pulverexplosion;
1772 kein Brand, wohl aber 1790.
Die
Burg hatte in der 2. Hälfte des 18. Jh. ihre militärische
Bedeutung eingebüßt, ebenso hatte sie als wirtschaftliches
Zentrum der Herrschaft Lackenbach nur mehr eine geringe
Bedeutung. Von einem Wiederaufbau der Burg war keine Rede mehr.
Von
Bedeutung für das weitere Schicksal der Burg war die Tatsache,
dass Fürst Nikolaus I. Esterhazy am 28. September 1790 in Wien
gestorben war und sein Sohn und Nachfolger als Majoratsinhaber,
Fürst Anton, einen einschneidenden Sparkurs (!) einschlug. Dass
dabei der kostspielige Wiederaufbau einer weitgehend
funktionslos gewordenen Burg nicht in Frage kam, liegt auf der
Hand.
In
einer Beschreibung der Herrschaft Lackenbach aus dem Jahre 1802
heißt es: Das Schloss ist ruinös und zum Eingehen bestimmt.
Der
bauliche Zustand der Burganlage verschlechterte sich in den
Jahrzehnten nach dem Brand auch dadurch weiter, dass ihre Mauern
als schier unerschöpflicher Vorrat an Bausteinen dienten, den
Bauern der benachbarten Dörfer befugter- oder unbefugterweise
eifrig nützten.
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