Biographie
von Klara Köttner-Benigni
 Mida
Huber Haus in Landsee
Mida
Huber wurde am 8. April 1880 im Schloss Lackenbach als älteste
der acht Kinder eines fürstlichen Forstbeamten geboren. Schon in
ihren frühen Kinderjahren zeigte sich die Freude am Lernen: Sie
erlangte, kaum fünfjährig, die Erlaubnis, vorzeitig mit älteren
Kindern in die Schule mitgehen zu dürfen. Nach den ersten
regulären Schuljahren des Mädchens wurde der Vater nach Stoob
versetzt, und in diesem Töpferdorf empfing es erste Eindrücke,
die bis in das spätere Schaffen nachwirkten.
Als
Mida Huber elf Jahre alt war, verzog die Familie in das
Forsthaus zu Landsee. Wegen des offensichtlichen musikalischen
Talents erhielt Mida Huber nach Abschluss der Volksschule in
ihrem Dorf privaten Klavierunterricht. Ihre Neigung zum Zeichnen
und Malen versuchte die Mutter dadurch ins mehr Praktische
umzulenken, dass sie das Mädchen in eine Schnittzeichenschule
nach Wien schickte, wo es bei einer Tante wohnte. Dieser
Aufenthalt in Wien war es, der Mida Huber ahnen ließ, welche
Möglichkeiten der Ausbildung und er Entfaltung diese
Kunstmetropole zu bieten hatte. Doch bald hatte sie, so wie die
meiste Zeit in der Schule, wieder im großen Haushalt der Eltern
mitzuhelfen. Durch Bekannte wurde sie später bei der Gräfin
Batthyány in Budapest als Kammerjungfer untergebracht, doch
holte die Mutter sie nach einem Jahr wieder zurück in den
eigenen Haushalt.
Mida
Hubers Bildungsstreben war aber nicht in Alltäglichkeit zu
bannen. Sie setzte es durch, in die „Kunstschule für Frauen und
Mädchen“ nach Wien gehen zu können, die sie dann ungefähr vier
Jahre lang besuchte. Ihre Begabung sicherte ihr einen ständigen
Freiplatz, trotzdem musste sie zwischendurch immer wieder
heimkehren, um das notwendige Geld zu verdienen. Auch
Krankheiten in der Familie wirkten sich als Hemmnis für ihr
Weiterkommen aus.
Als
Mida Huber 23 Jahre alt war, zog die Familie nach Deutschkreutz,
wo sie zehn Jahre lang verblieb. Von dort aus war die Entfernung
nach Ödenburg nur gering, und so war es dessen Kunstleben, das
Mida Huber nun übermäßig anzog. Zwei Jahre lang wohnte sie in
dem berühmten Stornohaus, war aktives Mitglied des Ödenburger
Kunstervereins und konnte das früher erworbene Wissen dadurch
auswerten, dass sie sich durch Privatstunden in Klavierspiel und
Zeichnen ihren Unterhalt verdiente. Nach Deutschkreutz
zurückgerufen, wirkte sie auch dort als Privatlehrerin und
suchte sich daneben im Selbststudium weiterzubilden. Sie
verrichtete damals auch Näh- und Kunstgewerbearbeiten und
zeichnete im Auftrag der Landesregierung Trachten, zum Beispiel
die Parndorfer Tracht. Besonders hervorzuheben sind die Puppen,
die Mida Huber in ihrer charakteristischen Art und Weise
gestaltet hat. Sie stellen unverwechselbare Typen dar, manche
faszinieren durch den Ausdruck der aufgemalten Augen. Die
Trachten, die diese Puppen tragen, entsprechen nicht nur in
Material, Schnitt und Ausführung den überlieferten Originalen,
bei knapp halber Lebensgröße; sie sind mit großer Sachkenntnis
und Gewissenhaftigkeit gearbeitet. Mida Huber hat sich im
Auftrag des Landesmuseums auch als Trachtenzeichnerin betätigt.
Der
Gesundheitszustand der Eltern hatte sich allmählich
verschlechtert, und da die Geschwister mittlerweile das Haus
verlassen hatten, verblieb Mida Huber deren Pflege. Nach dem
ersten Weltkrieg, als die Familie in Wiesen gelebt hatte, war
der Vater schlimmsten Repressalien durch die damaligen
Machthaber ausgesetzt gewesen. In Forchtenau verstarben die
Eltern. Mida Huber verlor schließlich auch deren Wohnung.
Nur
in Landsee fanden sich Menschen, die ihr Zuflucht gewährten. 32
Jahre lang lebte die Künstlerin in diesem abgeschiedenen kleinen
Dorf. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hatte sie Schlimmes zu
erdulden, auch ihr persönliches und ihr künstlerisches Eigentum
fielen zu einem großen Teil der Zerstörungswut zum Opfer. 1950
musste sie in ein bescheideneres Haus übersiedeln. Dort
verbrachte sie in einfachsten Verhältnissen einsam ihr Alter und
ertrug tapfer und geduldig ihre Beschwerden. 1951 kam als
literarische Veröffentlichung „Meini Kinda“ heraus
(Volksbildungswerk für das Burgenland), 1961 „Wegwarten“
(Österreichischer Bundesverlag; 2. Auflage 1962) und 1965
„Stille Pfade“ (Österreichischer Bundesverlag). Daneben
erschienen Proben ihres literarischen Schaffens unter anderem in
Anthologien und Zeitschriften und wurden im Rundfunk gesendet.
In vielen Wohnungen hängen von ihr geschaffene Bilder, bei
verschiedenen Aufführungen wurden die von ihr komponierten
Lieder gesungen.
1952
wurde die Dichterin zur Ehrenbürgerin der Gemeinde Landsee
ernannt. 1963 wurde ihr von der Burgenländischen Landesregierung
das Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Burgenland
verliehen.
Bis
ins hohe Alter war ihr die eine oder andere schöpferische Stunde
beschieden und hielt sie vielfältige künstlerische und
menschliche Kontakte aufrecht. Am 8. Jänner 1974 verstarb sie im
94. Lebensjahr.
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